Die Totale Prothese

Wenn im Ober- oder Unterkiefer keine natürlichen Zähne mehr vorhanden sind, kommt als Zahnersatz häufig eine sogenannte Totale Prothese zum Einsatz. Umgangssprachlich ist auch von den „dritten Zähnen“, dem „Gebiss“ oder schlicht der Prothese die Rede. Dabei handelt es sich um eine bewährte und funktionale Form des Zahnersatzes, die bei vollständiger Zahnlosigkeit (medizinisch: edentulärer Kiefer) eingesetzt wird.

Unterschied zwischen Interimsprothese und Totalprothese

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem Interimsersatz (also einem provisorischen Zahnersatz) und einem definitiven Zahnersatz wie der Totalprothese.
Die Totale Prothese ist eine endgültige Versorgung zum Ersatz aller Zähne in einem Kiefer, in der Regel 14 Zähne pro Kiefer. Im Gegensatz dazu dient die Interimsprothese der temporären Versorgung – etwa während der Heilungsphase nach Zahnextraktionen oder Knochenumbau.

Herstellung und Anpassung

Für die Anfertigung einer Totalprothese erfolgt zunächst eine sogenannte Funktionsabformung: Dabei werden nicht nur die Schleimhäute abgeformt, sondern auch die typischen Bewegungen des Mundes (Sprechen, Schlucken, Öffnen) berücksichtigt, um einen optimalen Sitz zu gewährleisten.
Die Prothese selbst wird aus hochwertigem Kunststoff gefertigt. Da es im zahnlosen Kiefer im Laufe der Zeit zu einem Knochenabbau (Atrophie) kommt, muss die Prothese regelmäßig unterfüttert oder angepasst werden.

Wann und warum ist eine Totalprothese sinnvoll?

Die Totale Prothese erfüllt mehrere zentrale Funktionen:

  • Ästhetik: Sie bewahrt die äußere Form des Gesichts. Ohne Zahnersatz würden Lippen einfallen, und das untere Gesichtsdrittel könnte verkürzt wirken.
  • Phonetik: Auch die Sprache profitiert – viele Laute lassen sich ohne Prothese nur schwer artikulieren.
  • Kaufunktion: Die Wiederherstellung der Kaumöglichkeit ist essenziell für eine ausgewogene Ernährung und Lebensqualität.
  • Selbstwertgefühl: Viele Patientinnen und Patienten empfinden den Zahnersatz als wichtigen Schritt für mehr Wohlbefinden und soziales Selbstvertrauen im Alltag.

Ablauf: Terminplanung bei der Totalprothese

Die Anfertigung einer Totalprothese erfolgt in mehreren Behandlungsschritten. Je nach Fall sind in der Regel ca. 6 Sitzungen erforderlich:

  1. Erstabformung – Grober Abdruck zur Vorbereitung
  2. Funktionsabformung – Exakte Erfassung aller Bewegungen und Schleimhautareale
  3. Kieferrelationsbestimmung – Bestimmung von Bisshöhe, Mittelwerten und Kieferverhältnissen
  4. Wachseinprobe – Kontrolle von Biss, Passform und Ästhetik
  5. Eingliederung der Prothese – Anpassung und Eingliederung der fertigen Totalprothese
  6. Nachkontrolle – Kontrolle auf Druckstellen und ggf. Nachbesserung

Kosten einer Totalprothese

Die Kosten einer Totalprothese hängen vom Material, der Technik und der individuellen Mundsituation ab. Seit der Einführung des Festzuschuss-Systems (2005) durch die gesetzlichen Krankenkassen, gilt die Totale Prothese als Regelversorgung.

Das bedeutet: Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt 50 % der durchschnittlichen Kosten für eine Standardversorgung. Bei vollständiger Zahnlosigkeit beider Kiefer liegt der Eigenanteil für eine Totalprothese (Ober- und Unterkiefer) ohne Bonus bei etwa 600 € bis 800 €.

Bonusregelung

Der Zuschuss der Krankenkasse erhöht sich, wenn ein Bonusheft über regelmäßige Zahnarztbesuche vorgelegt werden kann:

  • 20 % Bonus bei regelmäßigen Kontrollen über 5 Jahre
  • 30 % Bonus bei regelmäßigen Kontrollen über 10 Jahre

Je nach Bonus kann sich der Eigenanteil für die Totalprothese also deutlich reduzieren.

Mehr Infos zur totalen Prothese

Alternativen zur Totalprothese

Patienten, die sich mehr Stabilität und Komfort wünschen, können eine implantatgestützte Prothese in Betracht ziehen. Dabei wird die Prothese auf 2–4 Implantaten befestigt, was insbesondere im zahnlosen Unterkiefer häufig zu einer deutlich besseren Fixierung führt. Diese Versorgung ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden, die meist privat getragen werden müssen.

Pflege einer Totalprothese

Damit die Prothese lange erhalten bleibt, ist eine gründliche Reinigung notwendig. Dazu zählen:

  • Tägliche mechanische Reinigung mit speziellen Prothesenbürsten
  • Aufbewahrung über Nacht in einer geeigneten Reinigungsflüssigkeit
  • Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt auf Sitz und Materialzustand

Anpassung bei Druckstellen oder lockerem Sitz

Da sich der Kieferknochen im Laufe der Zeit verändert, kann sich auch die Passform verschlechtern. Eine Unterfütterung beim Zahnarzt hilft dabei, den korrekten Sitz wiederherzustellen. Dies ist entscheidend für Komfort und Funktion der Prothese.