Die Entfernung von Weisheitszähnen

Der Weisheitszahn ist der achte Zahn von der Mitte aus gezählt und gehört zur Gruppe der Molaren. In der Regel verfügt der Mensch über vier Weisheitszähne – je einen in jedem Kieferquadranten. In seltenen Fällen kann sogar ein neunter Zahn (sog. distomolarer Überzähliger Zahn) vorhanden sein.

Die Entwicklung der Weisheitszähne beginnt meist erst in der Pubertät, ihre Anlagen sind dann auch auf Röntgenbildern sichtbar. Anatomisch unterscheiden sie sich häufig deutlich von den übrigen Molaren – insbesondere in Bezug auf Größe, Lage und Wurzelanatomie. Die Anzahl und Form der Wurzeln variiert stark: Es gibt verwachsene Pfahlwurzeln, mehrere Einzelwurzeln oder stark gekrümmte Wurzeln, was spätere Behandlungen erschwert.

Im Laufe der Evolution hat sich der menschliche Kiefer verkleinert, was dazu führt, dass nicht immer ausreichend Platz für die Weisheitszähne vorhanden ist. Dies kann zu Durchbruchsstörungen (dentitio difficilis), Fehlstellungen oder Verlagerungen der Zahnkrone führen. Auch ist eine gründliche Reinigung in diesem Bereich häufig schwierig, was wiederum Karies oder Entzündungen begünstigt.

Diese Umstände machen eine Entfernung der Weisheitszähne in vielen Fällen medizinisch notwendig.

Die Entfernung

Die Entfernung der Weisheitszähne erfolgt abhängig von deren Lage und Zustand unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie). Bei komplexeren Fällen oder wenn mehrere Weisheitszähne gleichzeitig entfernt werden müssen, ist auch eine Vollnarkose oder Sedierung möglich – insbesondere bei verlagerten Zähnen oder starker Angst.

Ist der Weisheitszahn bereits vollständig durchgebrochen, kann er mit einem Hebelinstrument und einer Zange entfernt werden. Der Hebel wird dabei zwischen Zahn und Knochen eingeführt und durch drehende Bewegungen der Zahn gelockert. Anschließend erfolgt das Ziehen mit einer Zange.

Liegt der Zahn hingegen noch im Kieferknochen oder ist nicht durchgebrochen, handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff:

  • Zunächst wird das Zahnfleisch geöffnet (Mukoperiostlappen)
  • Dann wird der Knochen über dem Zahn entfernt, um ihn freizulegen
  • Der Zahn kann anschließend (ggf. in mehreren Teilen) mit Hebel und Zange entfernt werden
  • Zum Schluss wird die Wunde vernäht
  • Die Nahtentfernung erfolgt in der Regel nach 7–10 Tagen

Die Weisheitszahnentfernung zählt zu den Routineeingriffen in der zahnärztlichen Chirurgie. Bei komplizierten anatomischen Gegebenheiten ist die Überweisung an einen Fachzahnarzt für Oralchirurgie sinnvoll.

Nach dem Eingriff – Verhalten und Heilungsverlauf

Nach dem Eingriff ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig, um die Wundheilung zu unterstützen und Komplikationen wie Infektionen oder Nachblutungen zu vermeiden:

  • Schmerzmittel: Nach Abklingen der Betäubung kann es zu Schmerzen kommen. Empfehlenswert sind Ibuprofen oder Paracetamol. Die Einnahme von ASS (Aspirin) sollte vermieden werden, da es die Blutgerinnung hemmt.
  • Blutung: Leichte Blutungen oder rötlicher Speichel in den ersten Stunden sind normal. Bei Nachblutungen sollte 30 Minuten auf ein feuchtes Taschentuch gebissen werden. Hört die Blutung nicht auf, ist ein Zahnarztbesuch erforderlich.
  • Kühlen: Die Wange kann mit einem kalten Waschlappen oder Gelpackung (nicht direkt auf die Haut!) gekühlt werden. Dies sollte intervallartig geschehen, um Schwellungen zu reduzieren.
  • Ernährung: Erst essen, wenn die Betäubung vollständig nachgelassen hat. Weiche Kost ist anfangs empfehlenswert, z. B. Suppen, Pürees oder Joghurt. Keine heißen Getränke, Kaffee, Tee oder Alkohol.
  • Mundhygiene: Kein übermäßiges Spülen. Auf Zigarettenrauch und Mundspüllösungen mit Alkohol sollte verzichtet werden.
  • Bewegung: In den ersten Tagen ist körperliche Ruhe empfehlenswert. Keine sportlichen Aktivitäten oder Saunagänge.

Sollten die Schmerzen länger als 3 Tage anhalten, kann eine Wundheilungsstörung (z. B. Alveolitis sicca) vorliegen. In diesem Fall ist eine erneute Vorstellung in der Zahnarztpraxis notwendig.

FAQ zur Weisheitszahnentfernung

Wie lange dauert die Heilung?

Die erste Wundheilung ist nach ca. 7–10 Tagen abgeschlossen. Die vollständige Regeneration dauert in der Regel 2–4 Wochen.

Wann kann ich wieder arbeiten oder zur Schule gehen?

In der Regel nach 2–3 Tagen. Bei komplexen Eingriffen oder beruflicher Belastung kann die Ausfallzeit länger sein.

Gibt es Risiken bei der Weisheitszahnentfernung?

Ja. Dazu zählen Nachblutungen, Infektionen, Nervreizungen (z. B. des N. alveolaris inferior), Kieferklemme oder Wundheilungsstörungen. Diese treten jedoch selten auf und sind meist gut behandelbar.